Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen“
Verfasser unbekannt, wird Martin Luther zugeschrieben
Foto privat, „Banksy“ Ausstellung Mainz 21
Die Welt kommt nicht zur Ruhe: Nach zwei Jahren Corona-Pandemie gibt es jetzt Krieg in der Ukraine. Hinzu kommen die hohen Lebensmittel- und Gaskosten, die viele Haushalte stark belasten und die Welt trudelt quasi von einer Krise in die nächste. Wie hält man diese Abfolge von Krisen aus?
Wie viel Stress man aushalten kann, ist von Person zu Person sehr unterschiedlich, aber jeder Mensch hat eine Grenze. Wenn zu viele Belastungen zusammenkommen und es keine Pausen gibt, in denen man die Energiespeicher wieder aufladen kann, besteht die Gefahr, in eine psychische Krise abzurutschen.
Seelische Widerstandskraft, auch Resilienz genannt, ist das Zauberwort, das erklärt, warum manche Menschen auch mit extremen Belastungen fertig werden, unter denen andere zu zerbrechen scheinen.
Die gute Nachricht dabei ist, dass man Widerstandkraft erwerben, genauer: einüben kann, denn es handelt sich um ganz „normale“ Dinge,
wie mutig sein, Geduld haben, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit tun, der Perspektivenwechsel usw. Oft hat es mit Nichtwissen zu tun, mit dem Festhalten an wenig nützlichen Vorstellungen und Konzepten, wenn diese Kräfte sich nicht entfalten.
Resilienz bedeutet nicht, dass man sich andauernd „super“ fühlt, aber dass man immer wieder Kräfte aktivieren kann, die einem helfen, sich wieder wohl(er) zu fühlen.
Warum ist Resilienz so wichtig?
Wer resilient ist….
….hat weniger Stress
…..ist weniger depressiv
….hat Zugriff auf persönliche Ressourcen und Schutzfaktoren
…..kann Krisen und Belastungen besser bewältigen
Wovon hängt es ab, wie resilient jemand ist?
· Das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab:
· Zwischen 30 und 50 Prozent der Resilienz hängen von den genetischen Voraussetzungen ab
· der Rest ist durch Umweltbedingungen bestimmt, also von Erfahrungen in der Kindheit und im gesamten Leben, von Personen in unserem Umfeld, der eigenen Familie oder Lehrerinnen und Lehrern.
· Wenn ich also genetisch nicht so gut mit Stress umgehen kann, aber in einem unterstützenden Umfeld aufgewachsen bin und gelernt habe, wie ich mit Stress umgehen kann, dann kann ich auch in der Zukunft Probleme lösen und mit schwierigen Situationen zurechtkommen.
· Und: Resilienz ist trainier- und veränderbar, bis ins hohe Lebensalter! Auch 80-Jährige können noch an ihrer Resilienz arbeiten. Wenn sich bestimmte Verhaltens- und Denkmuster eingeprägt haben, geht das zwar nicht von heute auf morgen – aber es ist nie zu spät!
Was kann man in der aktuellen Situation tun, um die Resilienz zu verbessern?
· Bewusst Grenzen setzen
· die eigenen Akkus regelmäßig wieder aufladen. Man darf auch in schwierigen Zeiten schöne Dinge machen und sich darüber freuen.
· sich gezielt Zeit nehmen, um sich mit der Weltlage auseinanderzusetzen. Am besten macht man das aber nicht direkt nach dem Aufstehen oder unmittelbar vor dem Schlafengehen.
· mit jemandem darüber reden und sich auszutauschen.
· Übungen zur Stärkung der Selbstwirksamkeit: die Aufmerksamkeit gezielt auch auf positive Nachrichten und Ereignisse richten: etwa Erfolgsgeschichten im Naturschutz oder soziales Engagement
· Auch im Alltag nach schönen Ereignissen suchen und das Bewusstsein darauf lenken.
. Die Kichererbsen-Übung:
Dabei steckt man sich eine Handvoll Kichererbsen oder andere kleine Gegenstände in die Hosentasche. Immer, wenn im Lauf des Tages etwas Schönes passiert, lässt man eine Kichererbse von der einen Hosentasche in die andere wandern. So lässt sich das Gehirn auf das Wahrnehmen auch der positiven Momente im Leben trainieren.
· Mein persönlicher Genuss- und Entspannungsplan: Das kann der Besuch in einem Lieblingsrestaurant sein, ein Saunabesuch oder der Spaziergang im Wald.
· Dankbarkeitslisten führen: Fragen Sie sich, für was oder wen Sie jetzt gerade dankbar sind (oder Dankbarkeitstagebuch führen)
· Überprüfung eigener Gedanken:
1. Ist Ihr Gedanke realistisch?
2. Hilft dieser Gedanke Ihnen, gesünder zu werden?
3. Hilft dieser Gedanke Ihnen, Ihre Ziele zu erreichen?
Denkmuster bewusst machen!
· Achtsamkeit im Alltag
· Sich das Klagen erlauben (Klagemauer)
· Das Klagen in Wünsche verwandeln. Verwandeln Sie dann alle Klagen in Wünsche, denn hinter jeder Klage ist auch ein Wunsch verborgen.