Der Akku ist leer …

Ein ganz normaler Morgen:
Der Wecker klingelt, aufstehen, anziehen, die Kinder wecken, kurz Kuscheln, nebenher die Brote schmieren, Frühstücken, den ersten Streit schlichten, fragen, ob alles eingepackt ist und dann ab in die Schule.
Kurz Durchatmen, dann auf die Arbeit hetzten, nebenher Nachrichten checken, dann Termine und To-Dos abarbeiten, immer mit Blick auf die Uhr. Schnell nach Hause eilen, Snacks vorbereiten, die Kinder abholen, zu Spieldates und Hobbys begleiten.
Wow!
Schon kurz vor 18 Uhr!
Ab in die Küche, kochen, nebenher Streits schlichten und wegen der heutigen Medienzeit verhandeln. Endlich was Essen, um gestärkt das Abendprogramm zu starten – kuscheln, lesen, lesen, kuscheln. Irgendwann kurz vor Mitternacht, nachdem auch die Wäsche zusammengelegt und die Wohnung aufgeräumt ist, ins Bett fallen. Schlafen. Kraft tanken, denn morgen geht es wieder weiter.

So sieht vermutlich der Tag bei vielen Familien aus. Kein Wunder, dass sich immer mehr Eltern erschöpft und ausgebrannt fühlen. Doch was kann getan werden, um den eigenen Akku wieder aufzufüllen. Hier gibt es Ideen für den Alltag?

Zeit für sich selbst fest einplanen

Der Terminkalender ist probe voll – Arbeitstermine, Termine mit den Kids, Freunden, Geburtstage etc. Die Liste ist lang. Nur die Zeit für sich selbst bleibt auf der Strecke. Eine Idee ist, sich feste Termine mit sich selbst aufzuschreiben, um so eine sogenannte Me-Time im Wochenplan fest zu verankern.  Es hilft auch, (vorab) sich eine Liste zu machen, was einen guttut – Joggen, Schlafen, Lesen, ein Kaffee in der Sonne, so dass auch bei unerwarteten freien Zeitfenster die Zeit zum Auftanken genutzt werden kann.

Einfach mal weg sein

Die eigenen vier Wände zu verlassen, schafft Raum zum Denken und Auftanken. Daher regelmäßig mal alles stehen und liegen lassen und einfach mal weg sein!
Auch als ganze Familie kann ein Kurztrip übers Wochenende oder ein Ausflug in die Natur ein wunderbares Erlebnis zum Auftanken sein. Daher, einfach mal weg … es muss ja nicht weit sein, denn das Gute liegt so nah.

Regelmäßiges Sortieren und Aussortieren

Um den Überblick zu behalten, hilft es, regelmäßig und gemeinsam Schränke, Spielsachen, aber auch die Terminkalender zu sortieren und auszusortieren und sich dabei die Frage zu stellen: Was brauchen wir wirklich? Das gilt für materielle Sachen, genauso wie für Termine. Denn keine*r hat einen Nutzen davon, wenn jeder Termin, und sei er noch so schön, nur noch ein zusätzlicher Stressfaktor ist.

Im Gespräch bleiben

Es ist wichtig, regelmäßig im Gespräch zu bleiben. Offene Fragen, wie Wie geht es dir heute? können helfen, aneinander dran zu bleiben. Zudem ist es wichtig, Gefühle zu benennen und ernstzunehmend. Es hilft auch, feste Rituale für Gesprächszeiten zu etablieren. Zum Beispiel nach dem gemeinsamen Essen.

Aufgabenverteilung

„Wir sind eine Familie!“ Das heißt unter anderen, dass jede*r Raum zur freien Entfaltung haben darf, aber auch, das jede*r seinen Teil zum gelingenden Familienalltag beiträgt. Eltern müssen nicht alles selber machen, sondern können tägliche Aufgaben wie Tisch decken, Tisch abräumen, Spülmaschine ausräumen, etc. auch an ihre Schützlinge verteilen. So fühlt sich jede*r mehr als Teil des großen Ganzen. Zudem werden die Eltern entlastet und es gibt mehr gemeinsame freie Zeit. Eine Win-Win-Situation für alle.

Netzwerk nutzen

Kleine Erinnerung an ein afrikanisches Sprichwort: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Also, schnell das schlechte Gewissen zur Seite schieben und die Hilfe der Nachbarin, des Freundes oder der Großeltern nutzen, wenn möglich sogar regelmäßig in den Wochen-/ Monatsplan integrieren.
Und sich immer wieder daran erinnern: Wir müssen nicht immer alles alleine schaffen! Dabei hilft es auch, in regelmäßigen Abständen sich folgende Fragen zu stellen:
Wer gehört zu unserem Dorf?
Welches Netzwerk können wir nutzen?
Wo können wir uns auch (professionelle) Hilfe und Unterstützung holen?

Es muss nicht perfekt sein

Oft reichen auch 80 % .
Wir müssen nicht perfekt sein!
Oft leiden Eltern unter ihren eigenen Ansprüchen. Wie wäre es, sich einmal das Mantra Es muss nicht perfekt sein,denn ich gebe täglich mein Bestes – vielleicht sogar gegenseitig – zusprechen. Denn eine unordentliche Wohnung kann auch ein Indiz dafür sein, dass hier fröhlich gelebt und etwas erlebt wird.

Und auch Fehler sind meist nicht so schlimm, wie sie sich im ersten Moment anfühlen. Daher mal einen kurzen Moment der Pause, zum Innehalten und Reflektieren gönnen, auch ums sich daran zu erinnern:

Alles hat seine Zeit

Auch diese (Kleinkind-/Pupertäts)Phase geht vorüber – vermutlich schneller als einem lieb ist.
Und, alles braucht auch seine Zeit, daher dürfen wir auch gern etwas mehr geduldig mit uns selbst sein, denn auch Elternsein will gelernt sein.

Inspiriert durch den Text Mentales Immunsystem: 6 Strategien, die erschöpfte Familien stärken | Eltern.de

 

Alles hat seine Zeit

nach Prediger 3, 1-11

Alles hat seine Zeit

Pflanzen hat seine Zeit.
Gepflanztes ausreißen hat seine Zeit.

Einkaufen hat seine Zeit.
Kochen, Essen und Küche aufräumen hat seine Zeit.

Wachsen hat seine Zeit.
Rasenmähen hat seine Zeit.

Spielen hat seine Zeit.
Lernen hat seien Zeit

Bauen hat seine Zeit
und Zerstören hat seine Zeit.

Weinen hat seine Zeit.
Lachen hat seine Zeit.

Herzen hat seine Zeit,
sich der Umarmung enthalten hat seine Zeit.

Suchen hat seine Zeit und
Finden hat seine Zeit.

Aufbewahren hat seine Zeit.
Aussortieren und Wegwerfen hat seine Zeit.

Zerreißen hat seine Zeit.
Flicken hat seine Zeit.

Lieben hat seine Zeit.
Hassen hat seine Zeit.

Krieg hat seine Zeit,
Friede hat seine Zeit.

Schweigen hat seine Zeit.

Reden hat seine Zeit.

Alles hat seine Zeit.

Es klingt so gut, so klar und so leicht:
Alles hat seine Zeit.

Doch, die Zeit hat mich
und zwar ganz oft zu fest im Griff.

Aufstehen, Anziehen, Kaffee kochen und trinken,
die Kinder wecken, anziehen, frühstücken und zum Abschied winken.
Mit der Zahnbürste im Mund die Spülmaschine ausräumen
und nebenher an alles denken, um nichts zu versäumen.

Arbeiten, Kinder abholen und ab zu den Fußballvereinen,

Kartoffeln schälen, Wäsche waschen, neue Schuhe für die Kleinen,
Keller ausmisten, Freunde besuchen und zwischen drinnen mal Böden wischen,
Kreativsein, zum Friseur, Essen in den Ofen, um es später pünktlich auftischen.

Alles hat seine Zeit und der Tag 24 Stunden,
der Zeiger tickt – tick, tick, tick
beständig dreht er seine Runden.

Meine Pläne sind groß,
die To-Do-Liste lang,
schon beim Schreiben von ihr wird mir ganz bang.
Schreie bei allem „Ja! Bin für alles bereit!“
und am Ende erledige ich 1000 Sachen zur gleichen Zeit.

(Pause)

Doch vergesse dabei: Alles hat seine Zeit.
Und alles vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
Und auch meine ist nicht unendlich,

denn geboren werden hat seine Zeit,

sterben hat seine Zeit.

Und dazwischen haben wir alle nur diese eine Lebenszeit.

www.fraeuleinimproesie.de

Verfasserin: Maria Ullmann